Die Reise in das Land auf dem anderen Kontinent war sehr lang und auch ziemlich anstrengend. Da habe ich richtig gemerkt, wie weit weg mein neues zu Hause von dem Alten entfernt ist... Aber nach dem gefühlt 1000sten Mal umsteigen kamen wir irgendwann endlich in Montevideo, der Hauptstadt von Uruguay, an. In einem kleinen Hostel im Zentrum sollte ein zweitägiges Orientierungs Camp mit allen anderen Austauschschülern stattfinden. Insgesamt waren wir ca. 40 Jugendliche. Obwohl sich viele vom "Jetlag" und der ermüdenden Anreise erholen mussten, hatten wir viel Spaß und es waren zwei coole Tage. Unter anderem machte ich Bekanntschaft mit dulce de leche und merienda, dem "zweiten Frühstück" oder "tea time" am frühen Abend. Außerdem wurde ich gleich mit der Mentalität der Uruguayos konfrontiert. Sie sind lebensfrohe, offene und herzliche Menschen, die aber gerne mal eine Stunde zu spät kommen und das mit der Pünktlichkeit nicht so ernst nehmen. Sehr sympatisch, wie ich finde :)
Es blieb leider keine Zeit um sich Montevideo genauer anzusehen, aber es gab den einen oder anderen Ausflug an die frische Luft. Und egal in welche Richtung ich auch sah: überall Menschen mit Mate :)
Einen "neuen Namen" bekam ich auch noch. Ich bin jetzt nicht mehr die Yolanda, die man vorne mit J ausspricht, sondern Yolanda, die man aufeinmal Scholanda ruft. In Uruguay gilt nämlich y=sch. Und ich selbst muss mich natürlich auch so vorstellen. Bis ich mich daran gewöhnt habe, braucht allerdings noch eine Weile haha.
Am Sonntag sollten wir unsere Gastfamilien treffen und es hieß, sich von den anderen zu verabschieden. Ich stieg zusammen mit drei deutschen Mädchen in einen Reisebus Richtung Artigas. Acht Stunden Fahrt auf Landstraßen, vorbei an Seen, Flüssen, Wäldern und Weiden mit Rindern und Pferden. Bei Blitz und Donner erreichten wir unsere neue Heimat und wurden von einer Horde aufgeregter Uruguayos empfangen. Ich war glücklich endlich da zu sein und meine Familie mochte ich auch auf Anhieb.
Am nächsten Tag regnete es ununterbrochen. Zeitgleich waren es in Hamburg über 30° und ich begann mich zu fragen, ob ich wohl das Hamburger "Schietwetter" mitgebracht hatte... So kam es auch, dass meine Gastmutter und -schwester sich köstlich über das deutsche Wort "Regenschirm" amüsierten. Ich hätte nicht gedacht, dass die deutsche Sprache so lustig sein kann :)
Ich hatte auch schon meine erste Spanisch Stunde bei Lehrerin und gleichzeitig Betreuerin Francis, die mir die ersten wichtigen Vokabeln beibrachte. Generell versuche ich soviel wie möglich auf Spanisch zu sagen und sonst muss ich mir eben mit Englisch helfen.
Gabriela lobte mich bereits für mein gerolltes R und meine gute Aussprache. Also das läuft :)
Gestern war mein erster Schultag. Der Unterricht beginnt um zwei Uhr nachmittags und das ist einfach das Größte für eine Langschläferin wie mich :) zwar muss ich dann bis abends dort sein, aber das ist nicht schlimm, denn gegessen wird auch erst sehr spät. Meistens gegen neun oder zehn Uhr. Carlotta und ich waren als Deutsche so etwas wie eine Attraktion auf dem Pausenhof. Daher wurde viel geküsst, gegrüßt, gequatscht und geschaut. Der Unterricht war alles andere streng. Jeder tat, wozu er grade Lust hatte und es herrschte das reinste Chaos und ein unglaublicher Lärm. In Englisch waren ich und mein Leben in Deutschland etc. das Thema und meine Klassenkameraden fragten mir Löcher in den Bauch :) Sonst verbrachte ich die Zeit damit, Sätze von der Tafel abzuschreiben und nicht zu wissen, was sie mir sagen wollten.
La vida es bella.
Saludos y besos de Artigas,
Scholanda
Solange und Gabriela |
Santiago, ein Representant von YFU Uruguay in Montevideo, mit seinem Mate. |
Alle Austauschschüler |
Marathon in Montevideo |
Hannah |
Rampla Republica Argentina |
Markt in Montevideos Gassen. Genannt "frutería" |
Der "Hinterhof" vom Hostel |