Mittwoch, 22. August 2012

Bienvenido en Uruguay

Da ich schlauerweise mein Ladekabel für den Laptop zu Hause vergessen hatte, musste ich hier erstmal ein neues kaufen. Deshalb hat es auch ein Weilchen gedauert, bis ich jetzt ein erstes Lebenszeichen aus Uruguay senden kann. So, hier ist. Ich lebe und mir geht es gut :)

Die Reise in das Land auf dem anderen Kontinent war sehr lang und auch ziemlich anstrengend. Da habe ich  richtig gemerkt, wie weit weg mein neues zu Hause von dem Alten entfernt ist... Aber nach dem gefühlt 1000sten Mal umsteigen kamen wir irgendwann endlich in Montevideo, der Hauptstadt von Uruguay, an. In einem kleinen Hostel im Zentrum sollte ein zweitägiges Orientierungs Camp mit allen anderen Austauschschülern stattfinden. Insgesamt waren wir ca. 40 Jugendliche. Obwohl sich viele vom "Jetlag" und der ermüdenden Anreise erholen mussten, hatten wir viel Spaß und es waren zwei coole Tage. Unter anderem machte ich Bekanntschaft mit dulce de leche und merienda, dem "zweiten Frühstück" oder "tea time" am frühen Abend. Außerdem wurde ich gleich mit der Mentalität der Uruguayos konfrontiert. Sie sind lebensfrohe, offene und herzliche Menschen, die aber gerne mal eine Stunde zu spät kommen und das mit der Pünktlichkeit nicht so ernst nehmen. Sehr sympatisch, wie ich finde :)
Es blieb leider keine Zeit um sich Montevideo genauer anzusehen, aber es gab den einen oder anderen Ausflug an die frische Luft. Und egal in welche Richtung ich auch sah: überall Menschen mit Mate :)
Einen "neuen Namen" bekam ich auch noch. Ich bin jetzt nicht mehr die Yolanda, die man vorne mit J ausspricht, sondern Yolanda, die man aufeinmal Scholanda ruft. In Uruguay gilt nämlich y=sch. Und ich selbst muss mich natürlich auch so vorstellen. Bis ich mich daran gewöhnt habe, braucht allerdings noch eine Weile haha.

Am Sonntag sollten wir unsere Gastfamilien treffen und es hieß, sich von den anderen zu verabschieden. Ich stieg zusammen mit drei deutschen Mädchen in einen Reisebus Richtung Artigas. Acht Stunden Fahrt auf Landstraßen, vorbei an Seen, Flüssen, Wäldern und Weiden mit Rindern und Pferden. Bei Blitz und Donner erreichten wir unsere neue Heimat und wurden von einer Horde aufgeregter Uruguayos empfangen. Ich war glücklich endlich da zu sein und meine Familie mochte ich auch auf Anhieb.
Am nächsten Tag regnete es ununterbrochen. Zeitgleich waren es in Hamburg über 30° und ich begann mich zu fragen, ob ich wohl das Hamburger "Schietwetter" mitgebracht hatte... So kam es auch, dass meine Gastmutter und -schwester sich köstlich über das deutsche Wort "Regenschirm" amüsierten. Ich hätte nicht gedacht, dass die deutsche Sprache so lustig sein kann :)
Ich hatte auch schon meine erste Spanisch Stunde bei Lehrerin und gleichzeitig Betreuerin Francis, die mir die ersten wichtigen Vokabeln beibrachte. Generell versuche ich soviel wie möglich auf Spanisch zu sagen und sonst muss ich mir eben mit Englisch helfen.
Gabriela lobte mich bereits für mein gerolltes R und meine gute Aussprache. Also das läuft :)
Gestern war mein erster Schultag. Der Unterricht beginnt um zwei Uhr nachmittags und das ist einfach das Größte für eine Langschläferin wie mich :) zwar muss ich dann bis abends dort sein, aber das ist nicht schlimm, denn gegessen wird auch erst sehr spät. Meistens gegen neun oder zehn Uhr. Carlotta und ich waren als Deutsche so etwas wie eine Attraktion auf dem Pausenhof. Daher wurde viel geküsst, gegrüßt, gequatscht und geschaut. Der Unterricht war alles andere streng. Jeder tat, wozu er grade Lust hatte und es herrschte das reinste Chaos und ein unglaublicher Lärm. In Englisch waren ich und mein Leben in Deutschland etc. das Thema und meine Klassenkameraden fragten mir Löcher in den Bauch :) Sonst verbrachte ich die Zeit damit, Sätze von der Tafel abzuschreiben und nicht zu wissen, was sie mir sagen wollten.

La vida es bella.

Saludos y besos de Artigas,
Scholanda

Solange und Gabriela
Santiago, ein Representant von YFU Uruguay in Montevideo, mit seinem Mate.
Alle Austauschschüler
Marathon in Montevideo
Hannah
Rampla Republica Argentina
Markt in Montevideos Gassen. Genannt "frutería"
Der "Hinterhof" vom Hostel

Donnerstag, 9. August 2012

Der Countdown läuft

Noch genau eine Woche bleibt, bis ich in den Flieger steige, meine Reise nach Uruguay und somit mein Austauschjahr beginnt. Weil einige von euch sich sicher fragen, warum meine Wahl gerade auf Uruguay gefallen ist, erklär ich es kurz. Ein Hauptargument war, dass ich gerne eine neue und schöne Sprache erlernen wollte, die auf der Welt viel gesprochen wird, und da kam für mich nur Spanisch in Frage. Ihr müsst wissen, ich hatte das Fach nicht in der Schule, daher habe ich nur meine mir selbst beigebrachten ersten Grundkenntnisse. Mir steht also ein Sprung ins kalte Wasser bevor haha. Dann war es klar, dass ich nicht nach Spanien, sondern nach Lateinamerika wollte. Nach dem Motto: wenn schon weg, dann richtig ;) Außerdem bin ich sehr an der dortigen Kultur interessiert, die so anders ist als die europäische. Warum es letztenendes Uruguay geworden ist, hat damit zu tun, dass ich eine Freundin habe, die bereits dort war und total begeistert wiederkam. Ich finde es gut, dass Uruguay überschaubarer und friedlicher als andere Länder auf diesem Kontinent ist. Außerdem schätze ich die gastfreundlichen Uruguayos und bin gespannt auf die schöne Landschaft und die lateinamerikanische Kultur, besonders das Essen, Tanz und Musik.

Jetzt stelle ich euch noch kurz meine Gastfamilie vor, die in Artigas lebt. Die Kleinstadt liegt im Norden von Uruguay und direkt an der brasilianischen Grenze. Meine Mama heißt Solange und ist alleinerziehend. Ich habe dann noch eine ältere Schwester, Gabriela (16) und einen jüngeren Bruder, Santiago (13). Außerdem gibt es einen Hund, sein Name ist Kiwi.
Ich habe schon viel Kontakt mit ihnen und schreibe meistens in einem spanisch-englischem Mix :) Sie freuen sich riesig auf mich und sind sehr aufgeregt. Mir geht es genauso.

Jetzt gilt es, die fehlenden Vorbereitungen zu treffen, meinen Koffer zu packen und sich noch von allen zu verabschieden. Das wird bestimmt auch nicht leicht. Die nächsten Tage werden also randvoll und etwas stressig. Aber immerhin muss ich nicht mehr, wie die anderen, zur Schule :) Ihr hört bald wieder von mir.

Saludos


Der rote Punkt zeigt, wo genau ich in Artigas wohne. Der Fluss trennt Uruguay von Brasilien.